Freitag, 22. März 2013

Papst Franziskus - ein Name als Programm

Die Symbole sind eindeutig: Der neue Papst, der bisherige Kardinal von Buenos Aires, Jorge Mario Bergoglio SJ, nimmt sich Franz von Assisi als Vorbild für sein Wirken in der römisch-katholischen Kirche. Er signalisiert damit, dass sich die Kirche stets reformieren sollte: ecclesia semper reformanda. Eine wahrhaft glaubwürdige Kirche ist eine Gemeinschaft der Bescheidenheit, der Gerechtigkeit und des Engagements für die Leidenden und Unterdrückten. Auch seine Amtseinführung am 19. März war von dieser Haltung geprägt. Das betraf das Äußere im Blick auf Kleidung und Rituale und das Innere im Blick auf das, was er sagte: Die Verkündigung des Evangeliums im Sinne eines demutsvollen Dienstes.

Im Sinne dieses Aufbruchs sieht der neue Papst auch den interreligiösen Dialog offensichtlich als eine kirchliche und gesellschaftliche Notwendigkeit an.
Es war übrigens im Jahre 1219, also inmitten der Kreuzzugszeit, als der hl. Franz mit dem Sultan von Ägypten, Malek al-Kamil in aller Bescheidenheit von Jesus erzählte und der Sultan ihn nicht für die Brutalität der Kreuzfahrerheere verantwortlich machte.

Es ist erfreulich, dass nun auch wieder der  "Katakombenpakt"  angesprochen wird, der gegen Ende des 2. Vatikanischen Konzils von 40 Bischöfen unterzeichnet wurde. Kurz darauf schlossen sich über 500 weitere Bischöfe an. Diese Erklärung ist eine Verpflichtung für eine solidarische Kirche und für gerechte Verhältnisse in der Gesellschaft.
Mehr zur Anfangsphase des Pontifikats von Franziskus in Google-News: hier

Montag, 11. März 2013

Für die Freiheit der (islamischen) Theologie

Das Buch des islamischen Theologen Mouhanad Khorchide "Islam ist Barmherzigkeit" hat auf islamischer Seite für erhebliche Unruhe gesorgt
Vgl. die Rezension der Interreligiösen Bibliothek - "Buch des Monats Februar 2013"
Qantara.de vom 01.03.2013 berichtet, dass Khorchide als Leiter der islamischen Religionslehrerausbildung in Münster nicht nur aus dem fundamentalistisch-islamischen Lager  aufgefordert wurde zu "bereuen", also zum wahren Islam zurückzukehren. Khorchide hat im Sinne seiner humanistischen Koran-Auslegung eine beeindruckende Klarstellung auf seiner Universitäts-Homepage veröffentlicht.
Interview mit Khorchide (Deutschlandfunk vom 04.03.2013)

Das wirklich Fatale dieser Debatte ist nicht, dass die Gegner anderer Meinung sind, sondern, dass sie den Diskurs über das sachgemäße und angemessene Verständnis des Islam im Stile von Glaubenswächtern verhindern wollen.
! Ausführliche Berichte und Diskussion mit zwei der schärfsten Kritiker von Mouhanad Khorchide: Mustafa Yoldas und Ramazan Ucar im ZDF-Forum am Freitag vom 08.03.2013

Weitere Informationen zur islamischen Theologie: hier 

Dies erinnert an ähnliche Streitereien um neuere Entwicklungen in der christlichen Theologie. Sieht man einmal davon ab, wie die vatikanische Glaubenskongregation manche Theologen zum Schweigen oder zum Widerruf zu bringen versucht, so hat es Ähnliches (zum Glück jedoch mit geringem Erfolg) auch in der evangelischen Kirche gegeben. Die Angriffe auf Rudolf Bultmann (1884-1976) und Dorothee Sölle (1929-2003) sind für den Protestantismus zwei prominente Beispiele der Glaubenswächter-Variante. Man unterstellte ihnen, dass sie nicht mehr auf dem Boden von "Schrift und Bekenntnis" stünden.
So verdächtigten in den 50er Jahres des 20. Jahrhunderts selbst lutherische Kirchenleitungen Bultmann der Häresie. Dorothee Sölle erhielt trotz ihrer überragenden Qualifikation nie einen theologischen Lehrstuhl in Deutschland.
Es ist schade, dass auf muslimischer Seite dieselben Fehler wiederholt werden, die schon dem Christentum nicht gut taten und guttun. Die Betonung von der Barmherzigkeit des Einen Gottes bringt Christen und Muslime noch näher zusammen. Es ist schon seltsam, dass ausgerechnet hier der Widerspruch kommt.