Freitag, 21. November 2014

Der interreligiöseste Lernort der Welt: Toleranz in Flushing

Das alte Rathaus von Flushing,
jetzt Kulturzentrum
(wikipedia-en)
Flushing im Stadtteil Queens von New York City ist durch sein Völker- und Religionsgemisch bekannt geworden. Wohl an keinem Ort der Welt gibt es auf engstem Raum so viele Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religion.  Dazu gehören ethnische Gruppen aus Asien, Afrika, dem Mittleren Osten, Europa und Lateinamerika.
Und das Erstaunlichste: Alle leben friedlich miteinander und respektieren sich in ihrer Andersartigkeit gegenseitig!

Flushing, der Geburtsort der Religionsfreiheit
"Die Anwohner von Flushing behaupten oft mit Stolz, dass dies der Geburtsort der Religionsfreiheit sei. Dies ist ein wenig irreführend, aber in der Tat spielt hier ein sehr wichtiger, aber oft übersehener Teil der Kolonialgeschichte. Flushing ist eigentlich die anglisierte Form des holländischen Namens Vlissingen. Das Stadtrecht von 1645 war eines der ersten im kolonialen Amerika. Das bedeutete Religionsfreiheit oder >Freiheit des Gewissens<, wie es damals genannt wurde. Es war für die dort angesiedelten lokalen Quäker, die >Religiöse Gesellschaft der Freunde<,  entscheidend", dass ihnen die Freiheit der Religionsausübung gewährt wurde. Wenn dieses Recht vom Gouverneur Peter Stuyvesant, gefährdet war oder gar jemandem die Verfolgung drohte, der nicht Mitglied der Dutch Reformed Church war, kamen die Einwohner von Flushing zusammen, um ihre Stadtrechte zu verteidigen. Im Jahre 1657 entwarfen sie ein Dokument, das als >Flushing Remonstrance< bekannt geworden ist. Der amerikanische Religionshistoriker Martin E. Marty hat dies  ein >Pionier-Plädoyer für Religionsfreiheit< genannt. Stuyvesants Haltung änderte sich jedoch nicht. Als im Jahre 1663 John Bowne wegen des Abhaltens von Quäker-Treffen in seinem Haus verbannt werden sollte, appellierte er mit Erfolg an die niederländische Westindien-Kompanie: Die Stadt und der Rest der Kolonie wären absolut berechtigt, die Religionsfreiheit uneingeschränkt auszuüben. Das Haus von John Bowne in der Bowne Street in Flushing ist übrigens das älteste Haus in Queens (1661). Die historische Gesellschaft betreibt dort seit 1945 ein Museum und erklärte das Haus zu einem >Nationalheiligtum der Religionsfreiheit<. 
Heute gibt es in Flushing zehn Orte verschiedener religiöser Traditionen allein vom Bowne-Haus die Bowne Straße abwärts. Dazu kommen über 150 andere Gottesdienstorte auf umliegenden Straßen. Für die Bewohner des modernen Flushing sind die alltäglichen Begegnungen mit >dem Anderen< an der Tagesordnung."



Auszug zu  Flushing in: "The Religious Pluralism Project" der Harvard University 

 
Temporäre Skulptur "Tolerance" (2009) von Guy Ferrer
auf dem Campus Westend in Frankfurt/M.




 

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